Das Museum

  

 

Zugegeben, es sind nicht hunderte von Maschinen, die sich in Reih und Glied aneinanderreihen. Es sind gerade mal zehn Maschinen. Die meisten sind zwar schon recht alt, doch die seltensten Fahrzeuge aus dem Hause Piaggio sind es auch nicht. Und trotzdem hat das Renate-Gräfe-Vespa-Museum in Frankfurt etwas, dass mich immer wieder hinfahren lässt und mich immer wieder in seinen ganz besonderen Bann zieht. 

Vielleicht ist es die Wohnzimmer-Atmosphäre. Teppichboden und Eiche-Rustikal-Regale voll mit Modellen, Pokalen und allem erdenklichen Roller-Memorabilia. Ein Biertisch, liebevoll mit einer Wachstischdecke mit Vespa-Motiven versehen. Und natürlich gibt es auch Wein mit dem Logo der Renate Gräfe-Vespa-Stiftung. Die Ur-Frankfurterin hat vor vielen Jahren den Weg zurück zur Vespa und dem Clubleben gefunden. Mit dem Älterwerden kam auch der Gedanke, was mit all den schönen Dingen, die sich im Laufe Zeit der angefunden hatten, geschehen soll. Für die Nachwelt sollte etwas besonders Schönes geschaffen werden. 2010 wurde daher unter ihrem Namen eine Vespa-Stiftung ins Leben gerufen, deren Zinserlöse der «Restaurierung, Erhaltung und Präsentation historischer Fahrzeuge, Zubehör, Modelle und Literatur vorwiegend der Marke ,Vespa‘» dienen sollen. Ganz klar, dass das Ziel schon damals Museum hieß.

 Nach einigem hin und her, wie das halt so ist, fand das Stiftungsteam um Renate Gräfe im Frankfurter Stadteil Praunheim ein neues Zuhause in einer ehemaligen Kegelbahn. Tatkräftiges Umbauen war hier nötig. Gemütlich und praktisch sollte es sein. Und genau das ist es auch, was das Oldstyle-Magazin bewog, dem Frankfurter Vespa-Museum eine Ehrenurkunde mit dem Titel „Kleinod in der Museumslandschaft“ zu verleihen. Hier herrscht ein besonderes Flair, wie ihn die großen Brüder und Schwestern an Zweirad-Museen nicht bieten können. Hier ist man noch privat und Mensch, mit allen Ecken und Kanten, aber immer auch mit einem Lächeln im Gesicht. Klassische Öffnungszeiten gibt es nicht, Renate öffnet aber gerne auch einfach auf Anfrage die Museumstür. Am besten per Mail oder Telefon nachfragen. 


Kein Spannband trennt einen von den Maschinen, die lediglich auf einem Podest von einer Stufe zum Greifen nah sind. Und doch erzählt auch jede der Vespas seine eigene Geschichte. Wie zum Beispiel die weiße PX200, die einst Manfred Gebhard gehörte, einem Frankfurter Vielfahrer, der bis zu seinem Tod vor einigen Jahren Renates Lebensgefährte war. Hippe Youngster würden den Roller heute Pornoyacht nennen. Ein Stil, bei dem an eine PX möglichst viel Zubehör aus den 80er Jahren angebaut wird. Ebay sei Dank, geht das heute zwar ins Geld, ist aber leicht möglich. Doch Manfreds Roller stammt aus der Zeit, als es das Internet noch gar nicht gab. Er ist mit dem Roller viel unterwegs gewesen. In London bekam er 1984 die legendäre Eric Brockway-Trophy verliehen. Und der Roller steht da, als würde Manfred jederzeit kommen und damit losfahren wollen: Regenkombi im Koffer und Werkzeug für alle Fälle im Handschuhfach. 

Neben den Fahrzeugen punktet das kleine Frankfurter Museum vor allem mit seiner reichhaltigen Auswahl an Memorabilia. Fahnen, Plakate, zig Plaketten, Aufkleber, Clubbanner, Aufnäher, Modelle aller Größen und Formen…sogar eine Vespa-Händler-Lampe aus der Landeshauptstadt Wiesbaden hat es nach Praunheim geschafft. Auch nach vielen Besuchen, habe ich mich längst nicht sattgesehen, gibt es doch immer wieder auch Neues zu entdecken. Der Fundus des Museums scheint unerschöpflich. 

Rollerfahrer werden übrigens auch unter den Besuchern belohnt. Sie dürfen im Hof direkt vor dem Museumseingang parken. Autogäste müssen die typische Frankfurter Parkplatzsuche inclusive gesundem Fußweg in Kauf nehmen. Geheimtipp: Meistens ist an der Kirche (eine Straße weiter) noch ein Platz frei. 

Natürlich ist Renate auch noch in zahlreichen Clubs und Vereinen aktiv. Neben dem Vespa-Veteranen-Club gehört dazu auch der Vespa Club Frankfurt.

 

Wir sehen uns auf der Straße… 

oder im Frankfurter Vespa-Museum 

 

Text: Veit Schiemann (www.oldstyle-magazin.de)

Veit hat dem Museum in den vergangenen Jahren bereits einige Besuche abgestattet und dabei recht viele Bilder geschossen.
Diese findet Ihr unter www.oldstyle-magazin.de/museen